Die beiden Gründerinnen Janina Mütze und Stephanie Renda können sich noch gut an ihre ersten Pitches erinnern. Die fanden vor etwa zehn Jahren statt, als Start-ups in Deutschland noch als eher exotische Spinnereien galten, besonders, wenn Frauen als Firmenchefs auftraten. Und so endete ihre Präsentation vor Bankern und Beratern in Frankfurt mit der Frage nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Man muss sich das mal vorstellen: da hatten wir gerade eine Million Euro für unseren Glauben an eine zündende Geschäftsidee zusammengekratzt und wurden nach Herd und Herde befragt.“ Mit Blick auf den Lebenslauf einer der Gründerinnen, die ein Musikstudium absolviert hatte, wollte einer der möglichen Investoren wissen, ob sie den Business Case auch vorsingen könne.
Obwohl sich die Rahmenbedingungen für Gründungen seither deutlich verbessert haben und Mütze und Renda sich nicht entmutigen ließen und auch heute noch als Unternehmerinnen tätig sind, ließ die beiden das Thema weibliche Gründungen nicht los. Wenn Start-ups inzwischen als einer der zentralen Pfeiler der deutschen Wirtschaft gewürdigt werden, als Mittelstand von morgen und Global Player von übermorgen – welche Rolle spielen Frauen in diesem Umfeld? Ist die Gründerszene auf einem fortschrittlicheren Weg als die traditionellen Unternehmen, an denen man schon lange kritisiert, dass sie Frauen nicht in dem Maße einsetzen, wie es für Wirtschaft und Gesellschaft förderlich wäre? Oder spiegelt sich der Mangel an Diversität auch in der Start-up-Szene? Und wenn ja, warum?
All dies sind zentrale Frage, denen der im Sommer im Rahmen der Cebit vorgestellte Female Founders Monitor nachgeht, eine Studie zu weiblichen Gründerinnen, die Mütze und Renda als Vorstandsmitglieder für den Bundesverband Deutsche Startups verantworten. Unter rund 1.800 Start-ups wurden die Gründungsaktivitäten von Frauen untersucht und Gemeinsamkeiten und Unterschiede gegenüber männlichen Gründern ermittelt.
Eine wichtige Erkenntnis dabei ist zunächst, dass Frauen das Gründen für sich entdecken. So ist der Anteil der Frauen in Start-ups in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen – auf aktuell 14,6 Prozent. Bei 28 Prozent der untersuchten Start-ups sind Frauen als (Mit-)Gründerinnen vertreten. Außerdem zeigt sich in den Daten, dass Gründerinnen die Dinge gerne selbst in die Hand nehmen: Sie gründen häufig allein und kommen ohne große externe Kapitalaufnahmen aus. Die Größe der Gründerinnenteams liegt im Mittel bei 1,3 – männliche Teams bestehen im Schnitt aus 2,2 Personen. Auch gibt die Studie einen wichtigen Hinweis auf die Hauptmotivation von Gründerinnen. Diese wollen mit ihren Start-ups vor allem eins: schnell profitabel und damit von anderen unabhängig sein.
Interessante geschlechterspezfische Unterschiede zeigen sich in den jeweils von Frauen und Männern präferierten Branchen. Im Verhältnis zueinander gründen reine Frauenteams mehr als dreimal so häufig wie reine Männerteams und doppelt so oft wie gemischte Teams im Bereich E-Commerce (Female-Teams: 17,7 Prozent; Male-Teams: 5,2 Prozent; Mixed-Teams: 8,3 Prozent). Eine noch größere Differenz zeigt sich in der Bildungsbranche, in der insgesamt 13,5 Prozent der befragten Frauenteams und nur 3,0 Prozent der befragten Männerteams gründen (Vergleich Mixed-Teams: 3,6 Prozent).
Frauen in Start-ups
Der Female Founders Monitor des Bundesverbands Deutsche Startups gibt erstmals ein umfassendes Bild der weiblichen Gründerszene in Deutschland.
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