Potenzial? Mit Sicherheit!

Die Einführung der 5G-Technologie verspricht enorme Chancen für den Mittelstand – aber bitte mit Bedacht!
Illustrationen: Jasmin Mietaschk
Illustrationen: Jasmin Mietaschk
Olaf Strohm Redaktion

Der gesamte Mittelstand schaut wie gebannt auf den neuen Standard. Kein Wunder: „5G ist nicht einfach nur die nächste Mobilfunkgeneration”, erläutert Prof. Dr. Hans Dieter Schotten von der TU Kaiserslautern. „Vielmehr wird 5G von Anfang an mit dem Ziel entwickelt, auch und insbesondere spezielle Anforderungen der vertikalen Industrien zu erfüllen.”

 

Der neue Netzwerkstandard bietet viele Vorteile: niedrige Latenzen, hohe Bandbreiten und Datenübertragungsraten, zuverlässige Kommunikationsverbindungen. Mobile Anwendungen mit höchsten Anforderungen an Netzstabilität und Rechenleistung werden mit 5G Wirklichkeit. Das autonome Fahren, die Automatisierung in Produktion und Infrastruktur, Logistik, Transport und Gesundheitswesen – 5G macht neue mobile und vernetzte Dienste möglich und wird für Effizienzsteigerungen vieler Prozesse und neue Geschäftsmodelle sorgen.

 

Ein viel diskutiertes Beispiel ist die Augmented Reality (AR). Wartungstechniker werden vor Ort durch komplexe Systeme navigieren können. Über eine spezielle Brille erhalten sie zusätzliche Informationen über die Umgebung und können so automatisiert an den Ort eines Defekts geführt werden oder erhalten Infos über den Ablauf bestimmter Wartungsaufgaben. Durch die hohe Mobilität des 5G-Mobilfunkstandards können Roboter, Gabelstapler oder andere Maschinen eigenständig auf einem Freigelände navigieren und Logistikaufgaben ausführen.

 

In Städten können Daten von Energieversorgern, Fahrzeugen, Aufzügen und Verkehrsampeln gesammelt werden, um deren Ausfall im Rahmen einer Predictive Maintenance schon im Vorfeld rechtzeitig zu verhindern. Verkehrsflüsse können angepasst, Energieströme gelenkt und Produktionsprozesse in Fertigungsanlagen optimiert werden. Durch die geringe Größe der 5G-Funkeinheiten können Maschinen, Werkzeuge bis hin zu kleinen Werkstücken mit eigenständigen Sensoren ausgerüstet werden, was sie im besten Sinne „smart” macht. Das vernetzte Internet of Things wird auf allen Ebenen Realität und öffnet dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz Tür und Tor.

 

Durch die zunehmende Vernetzung steigen aber auch die Sicherheitsgefahren. IT-Sicherheitsdienstleister raten daher dazu, beim Aufbau von 5G-Infrastrukturen die Sicherheit mitzudenken (Security-by-Design). Allein schon die verstärkte Nutzung von Software und neuen Services sowie die hohe Anzahl vernetzter Sensoren und Geräte werden die Angriffsfläche im Vergleich zu bisher genutzten Technologien erhöhen, darauf verweist etwa Sebastian Ganschow, GTM Manager Security bei der NTT. Damit steige das Bedrohungspotenzial durch Malware, DDoS- und „Man-in-the-Middle“-Angriffe. Doch arbeiteten bereits viele Forscher und Ingenieure an der Eindämmung der Bedrohungen. „Das ist eine gute Nachricht, denn die Sicherheit wird bei der Einführung neuer Technologien allzu oft zunächst vernachlässigt und erst im Nachgang betrachtet”, erläutert Sebastian Ganschow.

 

Er empfiehlt, Produkte und Lösungen nur von geprüften Anbietern zu erwerben und die eigenen Sicherheitsrichtlinien in der gesamten 5G-Supply-Chain anzuwenden – selbst wenn die Implementierung von 5G dafür ein wenig länger dauern könnte. 

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