Eine Branche sucht neue Wege

Effizienteres Bauen ist gefragt, um die Klimaschutzziele zu erfüllen.
Illustrationen: Jasmin Mietaschk
Illustrationen: Jasmin Mietaschk
Axel Novak Redaktion

Wer heute auf eine Baustelle kommt, wundert sich manchmal über die Stille: Ein Gutteil der Handwerker ist nicht mit dem Bauen beschäftigt, sondern räumt auf, organisiert Material oder wartet auf andere Gewerke. „Heute wird so gebaut wie in den 1950er Jahren“, sagt ein Beobachter: Während in der Industrie die Produktivität gleichsam explodiert ist, ist sie in der Baubranche gleich geblieben. Nicht, dass Deutschlands Handwerker schlecht arbeiten. Aber effizient? Schön wär’s.

 

BIM – Building Information Modeling heißt ein Zauberwort für mehr Effizienz. Der Bund geht dabei voran. Seit 2020 sollen Planer und Ausführende öffentliche Infrastrukturprojekte mit BIM realisieren. Dabei arbeiten alle beteiligten Gewerke mit demselben digitalen Modell. Anschließend sorgt BIM dafür, dass die Prozesse rund um den Bau bis zur Bewirtschaftung effizient und reibungslos ablaufen.

 

Noch hat sich BIM allerdings nicht durchgesetzt. In der mittelständisch orientierten Baubranche sind die Investitionen der BIM-Einführung so hoch wie der Aufwand für die Mitarbeiterschulung.

 

Dabei tut der Baubranche Innovation not. Nicht nur, weil heute die Preise hoch sind und Nachwuchs fehlt. Sondern weil die Branche dazu beitragen muss, den Klimawandel zu verlangsamen. Denn die zunehmende Urbanisierung sorgt dafür, dass Städte und ihre Gebäude künftig nachhaltiger sein müssen.

 

Die Bundesregierung hat daher ein Klimapaket beschlossen, das die Baubranche gleich doppelt betrifft. Im Gebäudesektor müssen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um rund 40 Prozent sinken. Und die neuen CO2-Preise machen zwar Transporte teurer, aber gleichzeitig den Austausch veralteter Heiz- und Haustechnik rentabel. Es gibt also viel zu tun.

 

Eine Lösung ist, mit nachhaltigen Baustoffen zu bauen, mit Holz beispielsweise. 2013 wurden in Deutschland 15 Prozent der Gebäude aus Holz errichtet, 2018 war es schon fast jedes fünfte Ein- und Zweifamilienhaus. Auch ist die Holzbauweise sehr effizient: Weil Gebäudeelemente vorgefertigt und in kurzer Zeit montiert werden, sinkt der Aufwand für Bauplatz, Gerüstbau und Logistik.

 

Doch wer den Bestand aus 19 Millionen Wohngebäuden in Deutschland nachhaltig sanieren will, muss sich mehr einfallen lassen. Kaum ein Drittel aller Ein- und Zweifamilienhäuser verfügt über gedämmte Außenwände. Moderne Dämmung, Fenster und Heizungen aber senken die CO2-Emissionen von Gebäuden massiv. Dennoch ist die Sanierungsquote im Bestand mit nur einem Prozent zu gering. Das liegt auch daran, dass das Sanieren so teuer ist.

 

Wie das anders sein könnte, machen die Niederlande vor: Dort wird seriell saniert. Nach einem digitalen Aufmaß von Gebäuden werden Bauteile vorgefertig und auf der Baustelle montiert. Das verringert die Baukosten um bis zu 40 Prozent.

 

Der Ansatz könnte auch in Deutschland Erfolg haben. Die Deutsche Energieagentur Dena schätzt, dass sich eine halbe Million Gebäude aus dem vergangenen Jahrhundert für das serielle Sanieren eignen. Ein Problem allerdings gibt es: Auf das digitale Aufmaß und die anschließende Serienproduktion sind viele Baufirmen noch nicht vorbereitet. 

 

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