Automatisierung für den Mittelstand

Hohe Investitionen in digitale Maschinen waren gestern. Automatisierung ist heute softwaregetrieben. Lukas Baur von TeamViewer erklärt, wie das funktioniert.
Lukas Baur Vice President Internet of Things TeamViewer
TeamViewer Beitrag

Herr Baur, Covid-19 beschleunigt die Digitalisierung über alle Branchen hinweg. Was bedeutet das mit Blick auf den Wettbewerbsdruck?
Deutschland belegt bei der Automatisierung weltweit den zweiten Platz laut IFR. Wir sehen also bereits seit Jahren, welchen Einfluss die Digitalisierung auf die Wettbewerbsfähigkeit hat. Die Corona-Krise hat allerdings verdeutlicht, dass ein höherer Digitalisierungsgrad maßgeblich zu einer Sicherung der Geschäftsabläufe beiträgt. Beispielsweise haben wir bei TeamViewer in den letzten Monaten 30 Prozent mehr Remotezugriffe auf IoT-Devices verzeichnen können. Somit hatten unsere Kunden auch während des Lockdowns die Möglichkeit, ihre Produktion länger aufrecht zu halten, beziehungsweise gar nicht unterbrechen zu müssen, wenn die Materiallieferketten weiterhin funktioniert haben.

 

Ist es denn technisch heute überhaupt schon möglich, ganze Produktionen verlässlich remote zu steuern?
Tatsächlich erleben wir hier gerade so etwas wie eine Revolution. Denn bisher waren es vor allem die großen Industrieunternehmen, die ihre Produktion vollautomatisiert haben und damit auch remote steuern konnten. Das ist heute technisch verlässlich möglich. Allerdings waren die initialen Investitionen hierfür bisher groß und wir haben uns immer in einem geschlossenen System einzelner Anbieter bewegt. Das heißt, automatisiert wurde eine Fabrik, ein standortübergreifender Datenaustausch respektive eine zentrale Steuerung verschiedener Produktionsstätten war damit nicht möglich.

 

Die Revolution ist, dass Produktionen nun auch standortübergreifend gesteuert werden können?
Das ist ein Teilaspekt, ja. Wirklich revolutionär ist jedoch, dass Automatisierung heute softwaregetrieben und weitestgehend unabhängig von Herstellern ist. Das heißt, dass sich die Investitionskosten deutlich reduzieren. Alles, was Sie für die Digitalisierung einer Fabrik benötigen, ist ein Edge-Gateway, um Maschinen über Software-Lösungen wie beispielsweise von TeamViewer anzusteuern. Und da wir auf offene Gateway-Lösungen setzen, ist bei Automatisierungsvorhaben auch das Retrofit-Prinzip möglich. Das heißt, Sie können selbst bestehende analoge Maschinen in die digitalen Prozesse Ihrer automatisierten Produktionsstandorte einbinden.

 

Von welcher Investitionskostenreduzierung sprechen wir hier?
Die Investition in gute Edge-Gateways ist mit 500 bis 1.000 Euro überschaubar. Dank des Retrofit-Prinzips entfällt das Investment in neue Maschinen und die Software-Lösungen sind bei TeamViewer „as a Service“ erhältlich. Kurz: Investitionen in die Digitalisierung der Produktion amortisieren sich in der Regel bereits nach nur sechs Monaten. Aus unserer Sicht ist das insbesondere für den Mittelstand, der bisher ob der hohen Investitionskosten vorsichtig bei der Umsetzung war, eine große Chance. Konservativ geschätzt denke ich, dass nur etwa 30 Prozent der mittelständischen Unternehmen über eine automatisierte Produktion verfügen. Der Wandel zu einer softwaregetriebenen, digitalisierten Automatisierung kann also eine echte disruptive Welle auslösen.

 

Welche Gefahren lauern bei einer vollautomatisierten Produktion, die remote gesteuert wird?
Wie bei allen Digitalisierungsthemen müssen natürlich Daten-, Informations- und IT-Sicherheit bei der Digitalisierung berücksichtigt werden. Wir bei TeamViewer erfüllen als deutsches Unternehmen sämtliche regulatorischen Vorgaben der EU. Außerdem setzen wir konsequent auf eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Unsere Kunden können heute standortübergreifend und in Echtzeit Produktionsdaten austauschen und Systeme ansteuern und damit über wichtige Themen wie die remote PLC-Programmierung und Predictive Maintenance die Effizienz deutlich erhöhen. Genau das ist es, was wir langfristig für die Wettbewerbsfähigkeit im Mittelstand benötigen.

    

www.teamviewer.com/iot

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