Klimarettung »Made in Germany«

Gastkommentar von Dirk Rossmann
Dirk Rossmann ist Autor des Klimathrillers  „Der neunte Arm des Oktopus“. Als Inhaber der Drogeriekette Rossmann gehört er selbst zum deutschen Mittelstand
Dirk Rossmann ist Autor des Klimathrillers „Der neunte Arm des Oktopus“. Als Inhaber der Drogeriekette Rossmann gehört er selbst zum deutschen Mittelstand
Dirk Rossmann Redaktion

Das Tal der Tränen, so scheint es, ist durchschritten. Die Pandemie hat auf der ganzen Welt Leben gefordert, Gesellschaften traumatisiert, Existenzen stranguliert. Ein winziges Virus hat Ökonomien ins Wanken gebracht.

Ist es – angesichts der Menschen, die ihr Leben ließen – jetzt nicht etwas kaltherzig, nach vorne zu blicken, kühl über die Wirtschaft zu reden? Nein. Es ist sogar nötig. Das Tal der Tränen ist durchschritten, doch die nächste Krise wartet bereits.

Der Mittelstand in Deutschland hat in der Corona-Zeit kreativ und anpassungsfähig reagiert – Respekt. Laut einer Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau hat sich bei 47 Prozent der Firmen die Geschäftslage bereits wieder normalisiert. Einmal mehr hat der Mittelstand seine Widerstandskraft bewiesen.

Das sind gute Nachrichten, vor allem angesichts der nächsten Herausforderung – ich spreche vom Klimawandel. Corona hat diese Bedrohung zeitweise aus unserem Bewusstsein verdrängt; aber die Ursachen sind mitnichten ausgeräumt. Die Schöpfung ist kein Stück weniger bedroht, nur weil wir eineinhalb Jahre maskiert herumliefen. Und diese Bedrohung ist die Aufgabe, die wir zu meistern haben. Das sind wir unseren Enkeln und Kindern schuldig, wir sind es auch uns selbst schuldig.

Deutschland kann die Welt allein nicht retten, aber eine Vorreiter-Rolle spielen. Wir müssen den Kampf aufnehmen!

Dafür müssen wir private und öffentliche Gelder umschichten und bündeln. Wir müssen entschiedener denn je in Forschung und Bildung investieren, wir müssen den Technologietransfer stärken. Der Klimawandel lässt sich mit Worten nicht bekämpfen. Wir brauchen vor allem Chemiker, Klimaforscher, Agrarwissenschaftler, Materialentwickler, Nanotechnologen, Physiker, Mathematiker, Biologen.

Ich wundere mich oft, welche Themen für viele Menschen im Fokus stehen. Über unsinnige Themen zu diskutieren, damit Akzente und Energien falsch zu setzen, macht keinen Sinn. Dinge zu reparieren, die nicht kaputt sind, nützt niemandem.

Wir brauchen weltweit, zeitnah eine Lern- und Vertrauensexplosion. China, Russland und die USA verplempern jedes Jahr 1 Billion US-Dollar (1.000 Milliarden US Dollar) für Militär und Rüstung – und das in einer Welt, in der nicht nur die Menschheit, nein, die gesamte Schöpfung, bedroht ist.

Mehr Verantwortungslosigkeit, Inhumanität und Dummheit sind nicht vorstellbar. Ein solcher Wandel fordert einen gesellschaftlichen Diskurs. Denn man kann nichts verändern, wenn man die Menschen nicht beteiligt, überzeugt, mitnimmt. Vielleicht sollten wir alle voneinander lernen, mehr als bisher?

Im Mittelstand sind über 32 Millionen Menschen beschäftigt – was für ein Schatz an guten Ideen! Vielleicht wird in den Geschichtsbüchern einmal stehen: Die Klimarettung trug auch das Label ,Made in Germany‘. Ich gestehe: Das wäre zu schön.

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