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September 2018 WirtschaftsWoche Unternehmertum

Obsession

Wie viel Größenwahn steckt in einem Top-Manager? Das fragt sich die Wirtschaftswoche in einer kürzlich erschienenen Titelgeschichte. Anlass ist unter anderem ein Interview der New York Times mit Tesla-Chef Elon Musk, das das Bild eines Getriebenen zeichnet, der, um seine Visionen zu verwirklichen, 120-Stunden-Wochen, soziale Isolation und körperliche sowie seelische Erschöpfung in Kauf nimmt. In Figuren wie Musk, so eine zentrale These, spiegele sich das bürgerliche Leistungsethos, das seit mindestens 200 Jahren die Weltwirtschaft präge. Auch ein Blick auf die Start-up-Kultur zeige: Erfolg gehe oftmals mit Besessenheit einher, wer nicht für seine Idee brenne, könne oftmals auch keine Investoren überzeugen. Problematisch werde es allerdings dann, wenn Obsession zum Tunnelblick führe und Selbstreflexion verlorengehe. So sehr die Wirtschaft visionäre Grenzgänger brauche, auf sie allein könne kein Unternehmen dauerhaft bauen. Wenn ein Unternehmen erwachsen werden wolle, dürfe der Chef kein Egomane bleiben.

September 2018 WirtschaftsWoche Unternehmertum

Haltung

Für eine neue Werbekamapgne hat sich das US-Unternehmen Nike entschieden, mit dem Football-Profi Colin Kaepernick zusammenzuarbeiten. Vor zwei Jahren hatte der Quarterback der San Francisco 49ers durch einen Kniefall beim Abspielen der amerikanischen Nationalhymne Aufsehen erregt. Ziel der Geste sollte es sein, auf Polizeibrutalität und Rassenungleichheiten hinzuweisen. Viele andere Sportler folgten ihm beim sogenannten Hymnen-Protest. Der Gegenwind, vor allem vonseiten der Trump-Adminstration, war heftig. Die Kampagne unter dem legendären Claim Just Do it! wird kontrovers diskutiert. Die einen werfen dem Konzern vor, das Engagement eines Sportlers zu missbrauchen, um seine Markenbotschaft auf äußerst clevere Weise an gesellschaftspolitische Themen wie Diversity und Equality anschließen zu können, die anderen honorieren den Mut der Firma. Aus verkaufsstrategischer Sicht jedenfalls scheint sich die Aktion auszuzahlen. Nach anfänglichem Einbruch steht die Aktie des Sportartikelherstellers auf einem Rekordhoch.

September 2018 WirtschaftsWoche Unternehmertum

Demut

Als Alibaba-Chef Jack Ma kürzlich seinen baldigen Rücktritt bekannt gab, zeigten sich viele Experten begeistert von der Demut und strategischen Intelligenz des Top-Managers. Statt wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen in Spitzenpositionen auf Machterhalt und die angebliche Alternativlosigkeit zur eigenen Person zu setzen, liefere Ma ein Lehrstück, wie man Nachfolge regele und nachhaltige Strukturen aufbaue. Über zehn Jahre lang soll der Manager ein talentiertes Team von Führungskräften aufgebaut und den Wechsel so eingeläutet haben, dass es den Geschäftsalltag kaum berührt. Ma kündigte an, weiterhin Mentor für junge Managementtalente im Unternehmen sein zu wollen. Im September 2019 wird Ma die Geschäfte an Daniel Zhang abgeben, der bereits seit fünf Jahren als CEO das Tagesgeschäft verantwortet, aber noch bis 2020 im Aufsichtsrat bleiben. „Das Verantwortungsvollste für mich und das Unternehmen ist es, dass jüngere, talentiertere Leute die Führung übernehmen“, so Ma in einem Statement.